"Mehr Vielfalt, weniger Aufwand!"

Karl Jeker war eine von insgesamt 20 Personen, die in diesem Jahr das städtische Beratungsangebot "Naturnahe Gärten" in Anspruch nahm. Nicht nur sein Garten durchlief eine regelrechte Metamorphose.
11. Sept. 2023
Erst kürzlich habe der jüngere seiner Buben (6 und 8 Jahre alt) aufgeregt verkündet: "Ich habe einen Kolibri gesehen!" Im Internet überprüfen Vater und Sohn die Entdeckung und stellen fest: Kolibris kommen nur in Amerika vor. Es muss sich also um einen anderen Vogel handeln. Die digitale Suche geht weiter. Es stellt sich heraus: der Kolibri ist ein Taubenschwänzchen, ein einheimischer Schmetterling, der grosse Ähnlichkeit mit dem Kolibri hat.

Karl Jeker hat im Frühling auf 40 Quadratmeter seiner Parzelle an der Langhaldenstrasse Buchs- und Kirschlorbeerhecken entfernt und die Fläche mit einheimischen Wildhecken und Stauden renaturiert. Ebenfalls pflanzte er je einen Baum für jeder seiner Buben. Die Pflanzen wurden ausgewählt, um die Biodiversität der Fläche zu maximieren. Das Resultat lässt sich schon nach einigen Wochen bestaunen. Natternkopf, Salbei, wilder Majoran und Wegwarten bieten Futter für Bienen, Hummeln sowie das Taubenschwänzchen. Die Wildhecke lebt und macht Freude mit den Kindern zu entdecken.

Es war die Sendung "Mission B" von SRF die Karl Jeker inspiriert hat Teil seiner Parzelle zu renaturieren. Jeden Tag werden in der Schweiz mehr und mehr Flächen verbaut oder versiegelt, auch in Kreuzlingen. Die Natur verliert an Lebensraum. Viele beliebte Zierpflanzen haben zwar schöne grosse Blüten, bieten den Insekten aber wenig Futter. Die Buchshecken müssen wegen des Zünslers chemisch behandelt werden. Der Aufruf von "Mission B" die verbleibenden Gärten Biodiversität freundlich zu gestalten, hat ihn motiviert und zum Handeln bewegt.

Die verschiedenen Angebote der Stadt Kreuzlingen – vom kostenlosen Regentank über den Bezug von Wildstauden bis zu Informationsveranstaltungen verfolgte Karl Jeker mit grossem Interesse. Als die Stadt kostenlose Beratungen mit dem Biologen Tim Schoch anbot, vereinbarte Karl Jeker einen Termin. "Die Stadt hat mir sehr dabei geholfen, unseren Garten so zu gestalten, wie ich es mir schon immer gewünscht habe." Dank Biotop, Holz- und Blätterhaufen sowie Wildhecken teilen wir unseren Garten mit Fröschen, Kröten, Molchen, Hornissen, Bienen, Hummeln und vielen Vögeln. Wir testen nun auch einen Nistkasten für Fledermäuse."

"Beim Jäten bin ich mit meinen Nachbarn ins Gespräch gekommen und bekam zahlreiche positive Rückmeldungen." Damit ist Karl Jeker bei seiner Vision angelangt, die Vernetzung heisst. Ein Naturgarten allein hilft, ein Netzwerk von Naturgärten ist aber das Ziel. Um wirklich eine nachhaltige Änderung zu bewirken, müsste jeder fünfte Garten ein Naturgarten sein. Genau der Punkt, wofür die Stadt Kreuzlingen mit ihren Angeboten wirbt und weiter ausbauen will.

Ein naturnaher Garten benötigt in den ersten Jahren ein bisschen Pflege, Wasser und Wissen. Wächst da ein Unkraut? Schnellwachsende Disteln, die andere Pflanzen verdrängen oder ist das gar ein Berufskraut, ein Neophyt, den man unter keinen Umständen dulden sollte. "Es sind Erfahrungen und Kenntnisse, die man sich aneignen muss", stellt Karl Jeker klar. Aber er stellt auch fest, dass sich der Unterhalt seit der Umgestaltung seines Gartens um 30 Prozent reduziert. "Biodiversität macht nicht nur Spass sondern spart auch Kosten."

Kurs: Mehr Natur im Garten

Mit einfachen Massnahmen lassen sich Privatgärten für Pflanzen und Tiere aufwerten. Wie das funktioniert, kann im Kurs Naturgarten praktisch gelernt werden. Mit diesem Kurs will das Ressort Umwelt und Energie ein weiteres Angebot schaffen, um der Monotonisierung der Grünflächen entgegenzuwirken und damit die Artenvielfalt zu fördern. Der Kurs richtet sich an Personen mit Privatgarten und findet am Freitagabend, 22. September 2023 statt. Die Teilnehmerzahl ist auf 16 Personen beschränkt. Anmeldungen sind bis 20. September 2023 möglich bei der Bauverwaltung Kreuzlingen, E-Mail: bauverwaltung@kreuzlingen.ch , Telefon 071 677 63 81.

Kostenlose Beratung

Um die Artenvielfalt zu fördern, muss auch die Bevölkerung ihren Teil dazu beitragen. Deshalb setzt die Stadt Kreuzlingen Tim Schoch als Berater für Naturgärten ein. Tim Schoch ist Biologe und berät mit seinem Ökobüro «natürlich schoch» Privatpersonen, Liegenschaftsverwaltungen, Körperschaften bei der naturnahen Gestaltung und Begrünung ihrer Umgebung. Die Zusammenarbeit wurde von der Kommission Biodiversität angeregt. Die Beratungen beschränken sich auf das Kreuzlinger Stadtgebiet und sind für die Einwohnerinnen und Einwohner kostenlos. Kontakt Tim Schoch: naturgartenberatung@kreuzlingen.ch ; Telefon: 071 677 61 47. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Stadt Kreuzlingen unter dem Suchbegriff "Naturgartenberatung".

Karl Jecker mit seinen Söhnen
Karl Jecker mit seinen Söhnen vor dem neu gestalteten Garten.
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Karl Jecker mit seinen Söhnen
Karl Jecker mit seinen Söhnen vor dem neu gestalteten Garten.

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